Die Streuobstwiese Happerschoss ist durch ihre Artenvielfalt ein ausgezeichneter Ort, um mehr über den Lebensraum Streuobstwiese zu erfahren. Mithilfe neuer Medien entwickeln wir hierfür Lehrkonzepte, die einen interaktiven Lernansatz für die Wiese erschließen.
Konzept 1: Zeitrafferfilm
Um einen Bezug zur Entwicklung einer Streuobstwiese herzustellen, gilt es den Wachstumsprozess der Bäume und der Wiese als Ganzes nachverfolgen zu können. Die Streuobstwiese Happerschoss hat durch ihre erst kürzlich stattgefundene Bepflanzung wortwörtlich noch sehr viel Wachstumspotenzial, das es zu dokumentieren gilt. Dafür starten wir eine Fotoserie über die nächsten fünf Jahre, die in regelmäßigen Abständen den aktuellen Zustand der Wiese von einer festgelegten Perspektive einfängt. Besucher der Wiese werden dazu eingeladen diese Perspektive mit der Kamera ihres Smartphones aufzusuchen und das erstellte Bild hochzuladen. Aus dieser Chronologie erstellen wir durch Aneinanderreihung der jeweiligen Bilder einen Zeitrafferfilm, der den Entwicklungsprozess der Wiese über Jahre und Jahreszeiten begleitet. Das Ergebnis entspricht diesem Beispiel:
https://goo.gl/wvfDXP
Die Kamerastation:
Die Perspektive, aus der die Bilder aufgenommen werden, richtet sich hügelabwärts Richtung Süden, sodass ein möglichst großer Ausschnitt aufgenommen werden kann. Die gängige Smartphonekamera ist tendenziell weitwinklig ausgerichtet (16 – 24mm) und bietet somit genug Bildfläche für eine Landschaftsaufnahme. Als Orientierung platzieren wir ein Stativ (s. Zeichnung) in L-Form, in dessen Winkel das Smartphone angelegt werden kann. Neben das Stativ kommt eine Tafel mit Informationen zur Aufnahme und Weiterverarbeitung der Bilder und einer Projektbeschreibung.
Weiterverarbeitung:
Die aufgenommenen Bilder können über einen Link zu einer Cloud oder als Email-Anhang eingereicht werden. Dabei werden sie mit einem Zeitstempel versehen und chronologisch zugeordnet. Um einen Missbrauch der digitalen Infrastruktur vorzubeugen, gibt es ein Limit auf Datengröße und Bildanzahl. Außerdem gibt der Fotograf durch das Hochladen die Bildrechte für eine Weiterverarbeitung innerhalb dieses Projektes frei.
Zum Jahresende werden die Einreichungen gesichtet und zu einer ersten Sequenz zusammengeschnitten. Für ein besseres Verständnis des Projektes, können sich die Besucher der Wiese diese Vorschau anschauen, um dann mit einem eigenen Bild das Projekt fortzuführen.
Es gibt die Möglichkeit beim Hochladen seine persönlichen Informationen zu hinterlassen, um über die Veröffentlichung des Filmes informiert zu werden und um sich einen Platz im Abspann zu sichern.
Der fertige Film, beziehungsweise die jährlichen Sequenzen werden auf der Webseite der Streuobstwiese Happerschoss und dem tragenden Verein Akademie naturgemäß Leben e.V. zu sehen sein und an Förderer weitergegeben.
Konzept 2: Digitaler Lehrpfad
Das Ziel des Projektes ist es einen digitalen Ansatz zu formulieren, der eine spielerische Entdeckung der Streuobstwiese möglich macht. Über die Wiese verteilt entstehen Stationen, von wo aus über eine App mit der Natur in Kontakt getreten werden kann. Über das Smartphone der Besucher können dann Rätsel gelöst, Informationen aufgerufen oder Entdeckungen zur Artenvielfalt gemeldet werden. Wir schlagen für eine erste Version zwei verschiedene Anwendungen vor, jedoch lädt das Konzept aus technischer Sicht zu weitaus mehr ein.
Digitaler Bestimmungsschlüssel:
Als zentrales Element der Streuobstwiese sind die Bäume von besonderem Interesse. Den Besuchern soll ein fundiertes Verständnis über die einzelnen Sorten, ihre Geschichte und ihre Bedeutung vermittelt werden. Neben Informationstafeln direkt bei der Pflanze, bietet der digitale Weg einen interaktiven Ansatz, um zum Beispiel Schulausflügen über das Lesen der Tafeln und Begutachten der Bäume einen modernen Lernansatz zu bieten.
Ähnlich wie herkömmliche Bestimmungsschlüssel führt diese Anwendung den Besucher durch einen Fragenkatalog, der bei der Bestimmung des zu erkundenden Baumes endet. Die Fragen erfordern, dass der Besucher sich intensiv mit dem Erscheinungsbild des Baumes auseinandersetzt und zum Beispiel Blattform oder Blütenfarbe beschreibt. So wird schon die Bestimmung des Baumes zu einer spannenden Herausforderung und deckt grundlegende Unterschiede zwischen verschiedenen Sorten durch eigene Erkundung auf. Ist der Baum entschlüsselt, lassen sich allerlei Information über ihn anzeigen.
Versteckte Bewohner der Streuobstwiese:
Neben der offensichtlichen Pflanzenvielfalt ist die Streuobstwiese für zahlreiche Nagetiere, Insekten oder Vögel ein besonderer Rückzugsraum. Über eine Augmented-Reality-Anwendung haben die Besucher die Möglichkeit diese versteckten Bewohner der Streuobstwiese zu entdecken und ihre Relevanz für das System nachzuvollziehen.
Die Station:
In der Anwendung wird die Stationsnummer eingegeben und das Smartphone wird vertikal abgelegt. Dabei tariert sich der Bewegungssensor des Smartphones aus und weiß in welchem virtuellen Raum der Besucher ist. Sobald dieser das Smartphone wieder aufnimmt, erscheinen auf dem Bildschirm Projektionen der dort lebenden Tiere. Wird das Smartphone zum Beispiel auf einen nahestehenden Baum gerichtet, wird dort ein Bild des Rindenkäfers eingeblendet. So lassen sich die zu entdeckenden Tiere digital verstecken und können erst gefunden werden, wenn das Smartphone auf ihren Lebensraum gerichtet ist. Die Bilder lassen sich anklicken, sodass dort spannende Details zur Geschichte, dem Vorkommen und andere Informationen über Tier und Lebensraum erscheinen.
Weiterführende Konzeptideen:
- Bestimmungswettbewerb: Wer bestimmt die Bäume richtig? Wer entschlüsselt alle Bäume?
- Blätter-Memory: digitale Karteikarten zur Übung der Bestimmung anhand der Blätter
- Jahreszeitenvergleich: Augmented-Reality-App zum Vergleich der Jahreszeiten
Rezept-Weg: Bewegung über die Wiese, um verschiedene Zutaten (Früchte) für ein Rezept zu erlaufen